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Bohumil Hrabal: Ich habe den englischen König bedient

Bekannter als das Buch ist der 2006 in die Kinos gekommene Film gleichen Titels. Ich habe ihn nicht gesehen, kann mir auch nicht vorstellen, dass man eine so packende Sprache überhaupt in Filmszenen umsetzen kann, aber das Unglaubliche kann Wirklichkeit werden, wie uns der Meister immer wieder beteuert. Hrabals Roman lebt von fantastischen Ereignissen, einer blühenden Fantasie, der historische Ereignisse untergeordnet werden, so dass die Brutalität der Realität doppelt einschlägt. Eine Erzählung, die geradezu explodiert vor fantastischen Einfällen, wo man einem kleinen Pikkolo beim Erwachsenwerden folgen kann, trifft es doppelt, wenn von der Vernichtung Lidices und seiner Bevölkerung quasi en passant erzählt wird. Wie in Märchen oft historische Ereignisse versteckt erzählt werden, findet man bei Hrabal die dunkle Zeit des Dritten Reiches, ihre Darstellung in ihrem Wahnwitz, angefangen bei den Lebensborneinrichtungen bis hin zu der Vertreibung der Deutschen. Das Leben des kleinen Kellners, der Millionär werden will, weist Ähnlichkeiten mit Grimmelshausens Simplicissimus auf: eine Biografie, die im Einsiedlertum endet, wo nur noch Tiere den Einsamen trösten. Hrabals Sprachwitz glitzert in scheinbar harmlosen Formulierungen tiefgründig hervor und wächst in der Formulierung vom Unglaublichen, das Wirklichkeit wird, in schier Unermessliches: Hier tobt sich ein Sprachkünstler aus, dem keine Grenzen gesetzt sind in der Fantasie und wenn man Hrabals Leben genauer untersucht, sind das sicher jene Stellen, in denen er sich aus seinen Verletzungen durch staatliche Willkür vielleicht nicht erholt, aber doch eine Art der Genugtuung findet: die Gewissheit, dass der Geist überlebt und nicht zu zerstören ist.